DNR Begleitforschung

Die Entwicklung des Trainingsmoduls wird durchgängig forschend begleitet.

Dies schließt die Recherche, Systematisierung und Aufbereitung relevanter deutsch- und englischsprachiger Publikationen in Fachzeitschriften ein. So können Erkenntnisse und Anstöße aus anderen Forschungs- und Anwendungskontexten gewinnbringend in das Blended Learning Modul aufgenommen werden, beispielsweise aus dem Bereich der Patientenkommunikation im medizinischen Bereich.


Interviewführung

Einen weiteren zentralen Bestandteil stellen empirische Erhebungen dar. Hierzu führen wir Gespräche mit Expert*innen, die in der Kategorie ‚Death Worker‘ zugeordnet werden können. Death Worker sind Personen, die in ihrem beruflichen Alltag häufig oder regelmäßig mit dem Tod konfrontiert sind und in Kontakt mit Hinterbliebenen stehen: Polizist*innen, Seelsorger*innen, Hospizmitarbeiter*innen, Bestatter*innen,  Ärzt*innen usw.

Wie bereiten sich diese auf die Überbringung schlechter Nachrichten vor? Mit welchen anderen Institutionen arbeiten sie zusammen? Wie erleben sie diese Zusammenarbeit?

Wir führen ebenfalls Gespräche mit Angehörigen, die einen geliebten Menschen verloren haben. Diese ermöglichen uns, die staatlichen bzw. behördlichen Prozesse nach einem plötzlichen und nicht natürlichen Todesfall aus der Perspektive Angehöriger zu verstehen. Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Was haben sie als verletzend, was als besonders hilfreich empfunden?

Vorgehen

Bei den Gesprächen handelt es sich um qualitative, leitfadengestützte Interviews. Dies bedeutet, dass relevante Themenbereiche vom Interviewer vor dem Gespräch identifiziert werden. In der Form eines Fragenkatalogs helfen sie, das Gespräch zu strukturieren. Die Entwicklung dieser Fragen basiert auf Erkenntnissen, die aus der Literatur sowie aus den bereits geführten Gesprächen gewonnen wurden. 

Auf diese Weise entwickelt sich der Fragenkatalog stetig weiter. In den Interviews geht es jedoch nicht darum, die formulierten Fragen starr von Anfang bis Ende nacheinander zu beantworten. Im halbstrukturierten Interview haben Befragte vielmehr die Möglichkeit, eigene thematische Schwerpunkte zu setzen. Die Gesprächsführung ist offen, die vorformulierten Fragen lediglich eine Orientierungshilfe. Auf diese Weise können im Gespräch Themen und Zusammenhänge aufkommen, die uns zuvor noch nicht bewusst waren aber von entscheidender Bedeutung sind.

Wenn Gesprächspartner*innen damit einverstanden sind, werden die Interviews von uns aufgezeichnet (audio). Im Anschluss wird das Gesagte komplett oder stellenweise verschriftlicht. Der so entstehende Korpus an Transkripten liefert die Basis für die Analyse. Aus dem Material heraus werden Kategorien gebildet. Diese werden in Zusammenhang miteinander gesetzt und ihre Inhalte verglichen. Dies ermöglicht, Fragen an das Material zu stellen und Erkenntnisse zu generieren: Was bedeutet der tote Körper für Polizist*innen? Welche Bedeutung sprechen ihm Angehörige oder Bestatter*innen zu?


Wie fließt das Gesprächsmaterial in die Kursentwicklung ein?

Die durch die Gespräche gewonnenen Erkenntnisse werden auf verschiedene Arten in den Kurs aufgenommen. Sie können dazu dienen, relevante Themen und Aspekte zu identifizieren, die dann Einzug in das Lehrmaterial finden.

Ein wichtiger Grundsatz des Blended Learning Moduls ist es, PolizistInnen einen Perspektivwechsel zu ermöglichen und das Thema plötzlicher und nicht natürlicher Tod aus verschiedenen Blickwinkeln und subjektiven Erfahrungen zu beleuchten. Hierfür verwenden wir geeignete Passagen aus den Interviews - natürlich nur, wenn Befragten dieser Nutzung zustimmen.

Ethische Prinzipien

Die im Rahmen des Projekts geführten Gespräche sind selbstverständlich freiwillig. Im Bewusstsein, dass es sich um ein besonders sensibles Thema handelt, in dem emotionale, persönliche Erfahrungen besprochen werden, begegnen wir jedem unserer Gesprächspartner*innen mit höchstem Respekt. Das bedeutet, dass Vorgehensweisen und Abläufe zu jeder Zeit transparent gemacht werden und die/der Befragte stets die Möglichkeit hat, die Teilnahme am Projekt ohne Angabe von Gründen zu beenden. Informationen wie Name, konkrete Berufsbezeichnung, Wohnort, die den Rückschluss auf eine individuelle Person ermöglichen würden, werden von uns durch Pseudonyme ersetzt, um die Anonymität der Befragten so gut wie möglich zu wahren.