Aktuelle Forschungsprojekte

Forschungsprojekt ‘COLOR’.
Geschichte der Theorie und Praxis der Farbe
Die Konstanzer Kunstwissenschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem auf dem Gebiet der Bildsemiotik und Bildphänomenologie einen Namen gemacht. Diesem Schwerpunkt auf der Bildtheorie und Bildrezeption wurde in den letzten Jahren ein weiterer Fokus auf die Materialität und Produktionsästhetik der Werke zur Seite gestellt. Im Forschungsprojekt ‘COLOR’ rückt außerdem die Quellenforschung, und damit ein philologisches bzw. farbterminologisches Interesse in den Mittelpunkt.
Bei diesem auf 2 Jahre angelegten Forschungsprojekt, finanziert durch Gelder aus dem AFF der Konstanzer Universität, handelt es sich um eine Pilotstudie, in der sich Mitglieder der Arbeitsgruppe Kunstwissenschaft in einzelnen Fallstudien der Geschichte und Theorie der Farbe widmen. Es steht in direktem Zusammenhang mit einem 2015 bewilligten Antrag auf ‘Freiräume für die Lehre’, der auf eine stärkere Einbeziehung der kunsttechnologischen Aspekte in die Lehre bzw. generell auf eine engere Zusammenarbeit von Kunstwissenschaft, Kunstgeschichte und Restaurierung zielte und über 2 Semester Seminare aus den Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften im Lehrangebot hatte.
Es wurden folgende Unterprojekte eingerichtet:
- Prof. Dr. Karin Leonhard: Farbsysteme im England des späten 16. und 17. Jahrhunderts
- Dr. Sandra Hindriks: Zwischen künstlerischer Selbstreflexion und religiöser Erkenntnis – Farbe im Wechselspiel von Malerei und geistlicher Bildtheorie
- Larissa Weiler M.A.: Malerei im und als Prozess bei Van Dyck
Damit ist ein erster Schwerpunkt auf die Farbkonzepte und –behandlungen in der nordalpinen Malerei des 15. bis 17. Jahrhunderts bzw. auf die zeitparallel verlaufenden naturphilosophischen und frühwissenschaftlichen Diskurse gelegt worden: Karin Leonhard widmet sich in ihrer Quellenforschung zu „Farbsystemen, Farbmitteln und Farbtechnik im England des späten 16. und 17. Jahrhundert“ zum einen der Herstellung und anwendung von Farbe in den Künsten und Handwerkskünsten im England des späten 16. und 17. Jahrhunderts. Zum anderen soll der praktisch-technische Aspekt von Farbherstellung und Farbpraxis immer auch mit ihrer theoretischen Diskursivierung abgeglichen werden.
Sandra Hindriks geht in ihrem Projekt der Inszenierung von Farbe (u.a. im Phänomen der Grisaille) in der nordalpinen religiösen Buch- und Tafelmalerei des 14. und 15. Jahrhunderts nach. Dabei sollen vor allem etwaige Schnittstellen und Wechselbeziehungen zwischen Theorie und Gebrauch der Farbe in geistlicher Bildtheorie und künstlerischer Praxis näher untersucht werden. Im Rahmen eines intensiven Quellenstudiums sollen Bedeutung und Stellenwert der Farbe im theologischen Diskurs erforscht und – daran anknüpfend – Formen reflexiver Farbgestaltung auf ihr mnemotechnisches, erkenntnisstiftendes Potenzial hin befragt werden.
Larissa Weiler beschäftigt sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit mit Van Dycks Bild- und insbesondere Farbpraxis während seiner Zeit am englischen Hof. Dabei untersucht sie den wechselseitigen Einfluss von Malweise, Materialität und Portraitgattung anhand ausgewählter Portraits, die Persönlichkeiten aus seinem privaten, naturphilosophisch geprägtem Umfeld zeigen.