© Christina Lembrecht
© Christina Lembrecht

Désert–désir: Poetiken der Wüste in der französischen Literatur (19.–20. Jahrhundert)

Vortrag von Prof. Dr. Anne Kraume am Mittwoch, 19. Januar 2022, 15.15 Uhr

Universitätsöffentlicher Vortrag im Rahmen des Habilitationsverfahrens

Im Barock assoziierte man mit der Wüste noch vor allem Melancholie und Tod. Die Ästhetik der Aufklärung nimmt dann eine entscheidende Neuorientierung vor und entwirft die Wüste als positiv konnotierte Wildnis, die immer wieder auch ausdrücklich als der Ort der künstlerischen Schöpfungskraft und Kreativität schlechthin dargestellt wird. Vor dem Hintergrund der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Frankreich populären Orientreisen ist es dann vor allem die französische Literatur der Romantik, welche die Vorstellung eines solchen „imaginaire du désert“ verfeinert. Zugleich lassen sich in der französischsprachigen Literatur aber jenseits dieser Traditionslinien auch andere Bilder der Wüste ausfindig machen, die eben nicht in den Begriffen einer solchen einfachen Kontinuität gedacht werden können – etwa diejenigen, welche die frankophone und vor allem die maghrebinische Literatur im Verlauf des 20. Jahrhunderts gezeichnet hat. Angesichts der poetologischen Relevanz der entsprechenden Wüstenbilder wirft der Vortrag die Frage nach diesen in der französischsprachigen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts formulierten „Poetiken der Wüste“ auf.