Kommunikation in Krisensituationen...

... ist eine interdisziplinäre Forschungsinitiative, die den Kulturwissenschaften, Sozialwissenschaften und dem universitären Potenzialbereich „Gesundheit“ verbunden ist. Neben theoretischer und empirischer Grundlagenforschung zu dem bisher in qualitativer kultur- und sozialwissenschaftlicher Forschung vernachlässigten Phänomen der Überbringung schlechter Nachrichten strebt das Projekt den Transfer generierten Wissens in die Aus- und Fortbildung von medizinischem Personal an.

Projektskizze

Idee

Das Projekt Kommunikation in Krisensituationen befindet sich momentan in der Beantragungsphase und hat die Aufgabe, Perspektiven der narrativen Medizin auszuloten und zu erforschen, durch welche der Dialog zwischen Kultur- und Geisteswissenschaften mit der medizinischen Wissenschaft fruchtbar wird. Es geht dabei u.a. um die folgenden Fragen:

  • Wie wird in Extremsituationen kommuniziert?
  • In welcher Weise haben Worte, Gesten, Präsenz Auswirkungen auf das psychische Befinden, auf das Arzt-Patient*innen-Verhältnis und die Fortsetzung der Behandlung?
  • Wie wird medizinisches Fachpersonal (z.B. Ärzt*innen, Pfleger*innen) in Aus- und Fortbildungen auf das Überbringen schlechter Nachrichten vorbereitet?

Die Krisenkommunikation im Falle ungünstiger Prognosen, gravierender Eingriffe oder dem Ende der Heilungsaussichten stellt den Extremfall unter den Arzt-Patient*innen-Gesprächen dar. Ihre Wirkungsweisen und -bedingungen sind ein Forschungsdesiderat, obwohl sie „Teil der Menschheitsgeschichte“ (Sehouli 2018: 17) sind. Wo die pharmazeutische Kunst an ihre Grenzen gerät, scheint die ganze therapeutische Behandlung am Ende zu sein (siehe Kaufman & Morgan 2005). Die Mitteilung der schlechten Aussichten auf Heilung geht für das medizinische Personal, so die Hypothese des Projekts, mit dem Gefühl des professionellen Versagens einher, was dazu führt, dass dieser Form des Gesprächs weder in der Ausbildung noch im Klinikalltag viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Bedingungen, Verläufe und Wahrnehmungen von schlechten Nachrichten im medizinischen Bereich werden qualitativ untersucht. Da es genau um den Aspekt der individuellen Situation geht, wird eine solche Studie nicht von einer großen Zahl an Proband*innen, sondern von der Analyse kontrastierender Fallstudien geleitet. Die medizinische Grenzerfahrung führt aus dem rein klinisch kontrollierbaren Setting hinaus in ein kulturelles, psychosoziales, biografisches Feld, das sich mit Forschungsmethodologien der Kulturwissenschaften und Sozialanthropologie sowie medizinischen Untersuchungen zur Arzt-Patientenkommunikation erforschen lässt.

Mitglieder

Prof. Dr. Kirsten Mahlke

Kirsten Mahlke ist Leiterin der Forschungsinitiative KiK.

Dr. Sarah Seidel

Sarah Seidel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin mit literaturwissenschaftlichem Schwerpunkt

Winnie Öhrlich, M.A.

Winnie Öhrlich ist wissenschaftliche Mitarbeiterin mit ethnologischem Schwerpunkt.

Kooperationspartnerschaften

Prof. Dr. med. Jalid Sehouli

Jalid Sehouli ist Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie und Klinik für Gynäkologie der Charité, Universitätsmedizin Berlin. Er ist Verfasser des Buches „Von der Kunst, schlechte Nachrichten gut zu überbringen“.

Dr. med. Christine Klapp

Christine Klapp ist Oberärztin in der Klinik für Geburtsmedizin an der Charité, Universitätsmedizin Berlin und Dozentin am Weiterbildungsinstitut für Psychosomatische Frauenheilkunde.

Katrin Leupolt

Katrin Leupolt ist Mitarbeiterin beim Landeskriminalamt Berlin.

Eckhart Lazai

Eckhart Lazai engagiert sich als Polizist in Berlin seit vielen Jahren in der verhaltensorientierten Präventionsarbeit.

Europäische Künstlergilde für Medizin und Kultur

Die Europäische Künstlergilde für Medizin und Kultur ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Zusammenführung von Medizin und Kultur einsetzt. Weitere Informationen unter http://eukmk.eu.

Veranstaltungen

Ringvorlesung „Literatur und Medizin“

Gemeinsam mit der Charité Berlin soll eine Ringvorlesung zum Thema „Literatur und Medizin" durchgeführt werden, in der Expert*innen sowohl aus medizinischer als auch aus kultur- und geisteswissenschaftlicher Perspektive über narrative Medizin, Ärzt*in-Patient*innen-Kommunikation und andere Schnittstellen sprechen.

„Arzt trifft Polizist“

Wie gehen unterschiedliche Berufsgruppen mit der Überbringung schlechter Nachrichten um und was können sie voneinander lernen? Anschließend an das erfolgreich abgeschlossene Projekt „Death Notification with Responsibility“ soll es hier zur Erweiterung der interdisziplinären Perspektive durch den Austausch zwischen Polizei und Medizin kommen.