Sommersemester 2023

Das Sommersemester 2023 startet am 11. April in Präsenz

Fachrichtung Osteuropäische Geschichte

Schwerpunktmodul 1: In beiden Fachrichtungen

Schwerpunktmodul 2: Osteuropäische Sozial- und Kulturgeschichte

Schwerpunktmodul 3: Internationale und Transfergeschichte

Prof. Dr. Michal Pullmann

Research Colloquium History of Central and Eastern Europe

Im Kolloquium zur Geschichte Mittel- und Osteuropas werden derzeitige Examensarbeiten ebenso besprochen wie Vorträge auswärtiger Gäste diskutiert. Doktorandinnen und Doktoranden sowie fortgeschrittene Studierende der Geschichte sowie Interessierte sind nachdrücklich und sehr herzlich zur Teilnahme eingeladen.


Die langen 1970er Jahre als Forschungsproblem
 

Die langen 1970er Jahre stellten einen wichtigen Wendepunkt in der europäischen Geschichte dar. Im Unterschied zu 1945 oder 1989 lässt dieser sich zwar nicht genau datieren, aber seine Folgen sind in mancher Hinsicht möglicherweise noch gravierender als die der großen Zäsuren der Nachkriegszeit. Die wirtschaftlichen Erschütterungen und die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, Zukunftsvisionen, Postmaterialismus und Individualismus, Arbeitsflexibilität, Migration, aber auch neue soziale Bewegungen (einschließlich der Dissidentenbewegungen in Ostmitteleuropa) veränderten das Angesicht Europas grundlegend und legten Handlungs- und Denkweisen an, die bis heute prägend sind. Das Ziel des Seminars ist es, die wichtigsten Forschungen zu den langen 1970er Jahren vorzustellen und ihre Argumente zu diskutieren.  Besonderes Augenmerk wird auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Westen und dem Osten Europas gelegt.

 

Schwerpunktmodul 4: in beiden Fachrichtungen

Dr. Renata v. Maydell 
„Puškin – naše vse“ – Zum Puškinkult in der russischen Kultur
Mi 8.15 - 9.45 Uhr
H 308

Es gibt kaum russische Dichterinnen oder Dichter, die sich nicht zu Aleksandr Puškin geäußert, sich positioniert hätten. Dabei wurde nicht nur ein Mythos geschaffen, sondern ein Kult, der Formen einer neuen nationalen Religion annahm.
Wir werden verschiedene Stadien und Modelle der Sakralisiation und Desakralisation der Figur Puškins untersuchen: offizielle/nicht offizielle, schriftliche/folkloristische, kollektive/individuelle; daraus ergeben sich Zuschreibungen wie: „Naše vse“ vs. „mein Puškin“; „Prophet und Lehrer“ vs. „leichtsinniger Verseschmied“; „Opfer der Autokratie“ vs. „Sänger des Imperialismus“.
Neben literarischen Zeugnissen werden wir den Kult an   Verfilmungen, Vertonungen, Denkmälern, Jubiläen und Kulturinstitutionen analysieren.
Wir werden auch die außenpolitische Funktion und Wirkung betrachten. Der „alte Streit“ der Slaven untereinander –  wie Puškin den russisch-polnischen Konflikt im Gedicht  „Den Verleumdern Russlands“ („Klevetnikam Rossii“) nannte – führte zur Konfrontation zwischen Puškin und Mickiewicz. Diese Konfrontation wiederholte sich bis zu einem gewissen Grad z. B. in den Angriffen Iosif Brodskijs gegen Milan Kundera anlässlich der sowjetischen Okkupation Prags. Einen aktuellen Höhepunkt der Einbindung Puškins in den russischen Überlegenheitsdiskurs bildet die Verhüllung des zerbombten Theaters von Mariupol mit einem Porträt des Dichters.

Dr. Maria Zhukova/Dr. Innokentij Urupin
Staat und Gefühl: Ein Jahrhundert des russischen und (post)sowjetischen Filmmelodramas
Do 11.45 - 13.15 Uhr

Das Genre, das im russischen Stummfilm der 1910er Jahre dominiert, das Melodrama, bleibt auch in der Sowjetunion ständig auf der Leinwand. Mit seinen unabdingbaren Gefühlsexzessen sowie seinem Interesse an privaten Liebschaften und Feindschaften trägt das Melodrama zur soziokulturellen Kodifizierung individueller Affekte bei. Im durchweg staatlichen sowjetischen Kulturbetrieb macht das Melodrama daher auch sichtbar, welche Gefühle der Staat einem sowjetischen Menschen „bewilligt“. Aber, wie wir sehen werden, ist auch für postsowjetische Filmmelodramen die staatliche Obhut immer wieder relevant.
Im Rahmen des Seminars analysieren wir die filmische Melodramatik zum einen im Hinblick auf Figuren und Sujets, zum anderen hinsichtlich der widersprüchlichen Eigendynamiken der Bilder und der Sprache. Wir schauen uns unter anderem Filme von Evgenij Bauėr, Ol’ga Preobraženskaja, Vladimir Men’šov, Kira Muratova und Aleksej Učitel’ an und ziehen auch internationale Filmbeispiele zur Arbeit hinzu. Alle Filme werden mit deutschen oder englischen Untertiteln verfügbar gemacht.

Fachrichtung Slavische Medien- und Kulturwissenschaften

Schwerpunktmodul 2

Dr. Renata v. Maydell
„Puškin – naše vse“ – Zum Puškinkult in der russischen Kultur

Mittwoch: 8.15 – 9.45 Uhr                   HS                               H 308

Es gibt kaum russische Dichterinnen oder Dichter, die sich nicht zu Aleksandr Puškin geäußert, sich positioniert hätten. Dabei wurde nicht nur ein Mythos geschaffen, sondern ein Kult, der Formen einer neuen nationalen Religion annahm.
Wir werden verschiedene Stadien und Modelle der Sakralisiation und Desakralisation der Figur Puškins untersuchen: offizielle/nicht offizielle, schriftliche/folkloristische, kollektive/individuelle; daraus ergeben sich Zuschreibungen wie: „Naše vse“ vs. „mein Puškin“; „Prophet und Lehrer“ vs. „leichtsinniger Verseschmied“; „Opfer der Autokratie“ vs. „Sänger des Imperialismus“.
Neben literarischen Zeugnissen werden wir den Kult an   Verfilmungen, Vertonungen, Denkmälern, Jubiläen und Kulturinstitutionen analysieren.
Wir werden auch die außenpolitische Funktion und Wirkung betrachten. Der „alte Streit“ der Slaven untereinander –  wie Puškin den russisch-polnischen Konflikt im Gedicht  „Den Verleumdern Russlands“ („Klevetnikam Rossii“) nannte – führte zur Konfrontation zwischen Puškin und Mickiewicz. Diese Konfrontation wiederholte sich bis zu einem gewissen Grad z. B. in den Angriffen Iosif Brodskijs gegen Milan Kundera anlässlich der sowjetischen Okkupation Prags. Einen aktuellen Höhepunkt der Einbindung Puškins in den russischen Überlegenheitsdiskurs bildet die Verhüllung des zerbombten Theaters von Mariupol mit einem Porträt des Dichters

Dr. Maria Zhukova/Dr. Innokentij Urupin
Staat und Gefühl: Ein Jahrhundert des russischen und (post)sowjetischen Filmmelodramas

Donnerstag: 11.45 – 13.15 Uhr

Das Genre, das im russischen Stummfilm der 1910er Jahre dominiert, das Melodrama, bleibt auch in der Sowjetunion ständig auf der Leinwand. Mit seinen unabdingbaren Gefühlsexzessen sowie seinem Interesse an privaten Liebschaften und Feindschaften trägt das Melodrama zur soziokulturellen Kodifizierung individueller Affekte bei. Im durchweg staatlichen sowjetischen Kulturbetrieb macht das Melodrama daher auch sichtbar, welche Gefühle der Staat einem sowjetischen Menschen „bewilligt“. Aber, wie wir sehen werden, ist auch für postsowjetische Filmmelodramen die staatliche Obhut immer wieder relevant.

Im Rahmen des Seminars analysieren wir die filmische Melodramatik zum einen im Hinblick auf Figuren und Sujets, zum anderen hinsichtlich der widersprüchlichen Eigendynamiken der Bilder und der Sprache. Wir schauen uns unter anderem Filme von Evgenij Bauėr, Ol’ga Preobraženskaja, Vladimir Men’šov, Kira Muratova und Aleksej Učitel’ an und ziehen auch internationale Filmbeispiele zur Arbeit hinzu. Alle Filme werden mit deutschen oder englischen Untertiteln verfügbar gemacht.

Alexander Meienberger (MA)
Essen in der russischen Literatur

Mittwoch: 11.45 – 13.15 Uhr              HS                              H 303

Wie wir essen und was wir essen, bestimmt unsere Identität. Diese Tatsache hat auch ihre Gültigkeit in der Literatur, die bekanntlich als Spiegel der Gesellschaft dient. Nahrungsmittel und Essensriten spielen eine große Rolle in der russischen Literatur und haben viele Funktionen: Zum einen wird durch Essen ein gemeinschaftsstiftendes Gefühl einer Gruppe vermittelt.  Zum anderen drückt es soziale Charakterisierungen eines Menschen aus. Zum dritten dient es als groteskes oder gewöhnliches Symbol. Der Kurs geht der Frage nach, welche Essenmotive sich in der russischen Literatur manifestieren und wie diese eingesetzt werden. Die literarischen Beispiele des Seminars ziehen sich von der Romantik bis in die Gegenwartsliteratur.

Schwerpunktmodul 3

Dr. Maria Zhukova/Dr. Innokentij Urupin
Staat und Gefühl: Ein Jahrhundert des russischen und (post)sowjetischen Filmmelodramas

Donnerstag: 11.45 – 13.15 Uhr

Das Genre, das im russischen Stummfilm der 1910er Jahre dominiert, das Melodrama, bleibt auch in der Sowjetunion ständig auf der Leinwand. Mit seinen unabdingbaren Gefühlsexzessen sowie seinem Interesse an privaten Liebschaften und Feindschaften trägt das Melodrama zur soziokulturellen Kodifizierung individueller Affekte bei. Im durchweg staatlichen sowjetischen Kulturbetrieb macht das Melodrama daher auch sichtbar, welche Gefühle der Staat einem sowjetischen Menschen „bewilligt“. Aber, wie wir sehen werden, ist auch für postsowjetische Filmmelodramen die staatliche Obhut immer wieder relevant.

Im Rahmen des Seminars analysieren wir die filmische Melodramatik zum einen im Hinblick auf Figuren und Sujets, zum anderen hinsichtlich der widersprüchlichen Eigendynamiken der Bilder und der Sprache. Wir schauen uns unter anderem Filme von Evgenij Bauėr, Ol’ga Preobraženskaja, Vladimir Men’šov, Kira Muratova und Aleksej Učitel’ an und ziehen auch internationale Filmbeispiele zur Arbeit hinzu. Alle Filme werden mit deutschen oder englischen Untertiteln verfügbar gemacht.

Ergänzungs- und Abschlussmodule

Ergänzungsmodul 1: Osteuropäische Geschichte

Prof. Dr. Michal Pullmann
Die langen 1970er Jahre als Forschungsproblem

Die langen 1970er Jahre stellten einen wichtigen Wendepunkt in der europäischen Geschichte dar. Im Unterschied zu 1945 oder 1989 lässt dieser sich zwar nicht genau datieren, aber seine Folgen sind in mancher Hinsicht möglicherweise noch gravierender als die der großen Zäsuren der Nachkriegszeit. Die wirtschaftlichen Erschütterungen und die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, Zukunftsvisionen, Postmaterialismus und Individualismus, Arbeitsflexibilität, Migration, aber auch neue soziale Bewegungen (einschließlich der Dissidentenbewegungen in Ostmitteleuropa) veränderten das Angesicht Europas grundlegend und legten Handlungs- und Denkweisen an, die bis heute prägend sind. Das Ziel des Seminars ist es, die wichtigsten Forschungen zu den langen 1970er Jahren vorzustellen und ihre Argumente zu diskutieren.  Besonderes Augenmerk wird auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Westen und dem Osten Europas gelegt.

Nationalism and Communism in the 20th Century

Nationalism and communism were two dominant narratives of the 20th century. Their relationship was marked by both open rivalry and different ways of coexistence. In terms of outcomes, nationalism “defeated” communism. However, this outcome was anything but predetermined. This reading course traces the way in which nationalism and communism interrelated in the 20th century – their rivalry, coexistence, and mutual instrumentalization. While not attempting to summarize the relevant historiography, the reading course seeks to give participants a sense of crucial issues and debates about the topic.

Ergänzungsmodul 1: Slavische Medien- und Kulturwissenschaften

Dr. Renata v. Maydell
Imaginationen von Kindheit in der russischen Literatur

Dienstag: 15.15 – 16.45 Uhr               PS                               D 433

Was macht eine glückliche Kindheit aus? Welche Räume gestalten Erinnerungen an die Kindheit? Und wie wandeln sich Konzepte von Kindheit in Abhängigkeit gesellschaftlicher und kultureller Konditionen?
Während bis zum ausgehenden 18. Jahrhunderts die Bilder von Kindern als kleinen Erwachsenen dominieren (in den Porträts von adligen Kindern und den Lebenszeugnissen von Kindern der Landbevölkerung), richten  Autoren wie Dostoevskij, Gončarov, Lev Tolstoj, Turgenev u. a. der Eigenart dieses Lebensabschnitts eine große Aufmerksamkeit.  Ab dem 20. Jahrhundert verändert sich der Blick auf Kinder unter dem Einfluss psychoanalytischer  Ansätze.
Anhand ausgewählter Texte werden wir Topographien der Kindheit herausarbeiten.

„Puškin – naše vse“ – Zum Puškinkult in der russischen Kultur

Mittwoch: 8.15 – 9.45 Uhr                   HS                               H 308

Es gibt kaum russische Dichterinnen oder Dichter, die sich nicht zu Aleksandr Puškin geäußert, sich positioniert hätten. Dabei wurde nicht nur ein Mythos geschaffen, sondern ein Kult, der Formen einer neuen nationalen Religion annahm.
Wir werden verschiedene Stadien und Modelle der Sakralisiation und Desakralisation der Figur Puškins untersuchen: offizielle/nicht offizielle, schriftliche/folkloristische, kollektive/individuelle; daraus ergeben sich Zuschreibungen wie: „Naše vse“ vs. „mein Puškin“; „Prophet und Lehrer“ vs. „leichtsinniger Verseschmied“; „Opfer der Autokratie“ vs. „Sänger des Imperialismus“.
Neben literarischen Zeugnissen werden wir den Kult an   Verfilmungen, Vertonungen, Denkmälern, Jubiläen und Kulturinstitutionen analysieren.
Wir werden auch die außenpolitische Funktion und Wirkung betrachten. Der „alte Streit“ der Slaven untereinander –  wie Puškin den russisch-polnischen Konflikt im Gedicht  „Den Verleumdern Russlands“ („Klevetnikam Rossii“) nannte – führte zur Konfrontation zwischen Puškin und Mickiewicz. Diese Konfrontation wiederholte sich bis zu einem gewissen Grad z. B. in den Angriffen Iosif Brodskijs gegen Milan Kundera anlässlich der sowjetischen Okkupation Prags. Einen aktuellen Höhepunkt der Einbindung Puškins in den russischen Überlegenheitsdiskurs bildet die Verhüllung des zerbombten Theaters von Mariupol mit einem Porträt des Dichters.

Dr. Maria Zhukova/Dr. Innokentij Urupin
Staat und Gefühl: Ein Jahrhundert des russischen und (post)sowjetischen Filmmelodramas

Donnerstag: 11.45 – 13.15 Uhr                                                    

Das Genre, das im russischen Stummfilm der 1910er Jahre dominiert, das Melodrama, bleibt auch in der Sowjetunion ständig auf der Leinwand. Mit seinen unabdingbaren Gefühlsexzessen sowie seinem Interesse an privaten Liebschaften und Feindschaften trägt das Melodrama zur soziokulturellen Kodifizierung individueller Affekte bei. Im durchweg staatlichen sowjetischen Kulturbetrieb macht das Melodrama daher auch sichtbar, welche Gefühle der Staat einem sowjetischen Menschen „bewilligt“. Aber, wie wir sehen werden, ist auch für postsowjetische Filmmelodramen die staatliche Obhut immer wieder relevant.
Im Rahmen des Seminars analysieren wir die filmische Melodramatik zum einen im Hinblick auf Figuren und Sujets, zum anderen hinsichtlich der widersprüchlichen Eigendynamiken der Bilder und der Sprache. Wir schauen uns unter anderem Filme von Evgenij Bauėr, Ol’ga Preobraženskaja, Vladimir Men’šov, Kira Muratova und Aleksej Učitel’ an und ziehen auch internationale Filmbeispiele zur Arbeit hinzu. Alle Filme werden mit deutschen oder englischen Untertiteln verfügbar gemacht.

Ergänzungsmodul 2: in beiden Fachrichtungen

Lehrverantstaltungen des SLI

Abschlussmodul in beiden Fachrichtungen

Dr. Renata v. Maydell
Slavistisches Forschungskolloquium

Die 17.00 – 18.30 Uhr H 308

Das Kolloquium versteht sich als Forum für die Präsentationen der Arbeiten und Projekte von Examenskandidaten und Promovierenden sowie für die Diskussion neuerer slavistischer, literatur- und kulturwissenschaftlicher Forschungsansätze.